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Curriculum

Das Curriculum

Wir verstehen die Arbeit des Fachpädagogen für Psychotraumatologie als eine Aufgabe, bei der der Pädagoge, die Pädagogin sein/ihr Fachwissen anwendet, um in der professionellen tragenden sozialen Beziehung und einem realen sozialen Rahmen den Anstoß für die Wiederaufnahme der traumabedingt unterbrochenen Entwicklung bietet.

Die zertifizierte Weiterbildung richtet sich an Fachpersonen, die im beruflichen Alltag in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich mit Kindern und Jugendlichen konfrontiert sind, die ein psychisches Trauma bzw. komplexe und oft sehr frühe traumatisierende Erfahrungen erlitten haben.

Zulassungsvoraussetzungen

Berufliche Qualifikation

Abgeschlossene Fachschulausbildung in erzieherischen, sozialadministrativen und pflegerischen Berufen (Ergotherapeuten, LogopädInnen, Pflegefachkräfte, HeilerziehungspflegerInnen, Hebammen, PhysiotherapeutInnen) oder vergleichbare Abschlüsse. Hochschul- oder FachhochschulabsolventInnen mit Abschlüssen im pädagogischen Bereich

Berufserfahrung

Für die Teilnahme ist eine 3-jährige Berufserfahrung in den oben genannten Berufsfeldern notwendig.

Zertifizierung

Die Zertifizierung erfolgt durch unseren Kooperationspartner DIPT Much (Deutsches Institut für Psychotraumatologie). Die Zertifizierung ist kostenpflichtig.

Voraussetzungen für die Zertifizierung: Das Curriculum besteht aus 178 UE Präsenzveranstaltungen und Supervision, sowie 10 UE eigenständigem Literaturstudium.

Es können maximal 10% der Präsenzveranstaltungen versäumt werden. Bei triftigen Gründen können einzelne Module nachgeholt werden.

Abschlussarbeit

Zum Erwerb des Zertifikats ist die Anfertigung einer Abschlussarbeit im Umfang von 10-15 Seiten erforderlich. Die TeilnehmerInnen erstellen aus ihrem jeweiligen Arbeitsfeld einen Fallbericht, eine Projektdarstellung u.ä.

Die Arbeit soll innerhalb eines Vierteljahres nach Abschluss des Curriculums schriftlich als pdf-Datei bei der Ausbildungsleitung eingereicht werden.

INHALTE DES CURRICULUMS

Modul 1 Allgemeine Psychotraumatologie (18 UE)

  • Begrüßung und Kennenlernen der TeilnehmerInnen
  • Historie der Psychotraumatologie und „Traumapädagogik“
  • Abgrenzung der unterschiedlichen Arbeitsfelder
  • Trauma - Fachpädagogik
  • Trauma - Beratung
  • Trauma - Akuthilfe
  • Trauma - Psychotherapie
  • Standortbestimmung: psychodynamisches Verstehen, Behaviorale Ansätze, systemische Ansätze
  • Grundlagen der Psychotraumatologie:
  • Physiologie und Neurobiologie des Traumas
  • Besonderheiten des Traumagedächtnisses
  • Einführung in die Psychologie des Traumas (TS, TKS, minimaler kontrollierbarer Handlungsspielraum)
  • Verstehen von Dissoziationen
  • Verlaufsmodell psychischer Traumatisierungen und die Bedeutung für die pädagogische Arbeit (Protektive Faktoren, Risikofaktoren)
  • Diagnosekriterien nach ICD10 und im Vergleich ICD-11, DSMV
  • Vertiefung der Psychodynamik psychotraumatischer Störungen
  • Bezogen auf die Betroffenen
  • Bezogen auf Systeme (Familien, Ersatzfamilien, Jugendhilfe, Kita, Schule, etc.)
  • Bezogen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
  • Kategorien von Psychotraumata
  • Dauer
  • Verursachung
  • Differenzierung zwischen Konflikt und Trauma in der traumapädagogischen Arbeit
  • Praxisteil: Anwenden der Erkenntnisse in der Praxis; Erkennen von traumakompensatorischen Verhaltensweisen im Alltag anhand von Beispielen der TN

Modul 2 Entwicklungspsychologie und –neurobiologie des Kindes- und Jugendalters

  • Neurobiologie und Neuroendokrinologie des Traumas mit dem Schwerpunkt der frühkindlichen Entwicklung
  • Trauma und kindliche Entwicklung
  • Eigenaktivität
  • Sensomotorik
  • Trauma und Bindung
  • Entwicklungstraumatisierung
  • Die Bedeutung eigener Bindungserfahrungen für die Förderung der Bindungsfähigkeit traumatisierter Kinder
  • Verlaufsmodell einer traumabezogenen Psychotherapie zum Verständnis traumabedingter Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen
  • Standards der pädagogischen Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen
  • Einführung in die Grundlagen zur Stabilisierung von Betroffenen im System
  • Grundlagen der Reorientierung in dissoziativen Zuständen
  • Schnittstellenarbeit Pädagogik – Psychotherapie: pädagogische Arbeit als Unterstützung therapeutische Prozesse
  • Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern (Jugendhilfe, Schule, Kita, Ärzte, etc.)

Modul 3 Handhabung der Übertragung und Gegenübertragung traumatisierender Erfahrungen; Handhabung der traumatisierenden Übertragungen auf die Pädagogen

  • Überblick: Behandlungsverlauf und Techniken
  • Kausale Psychologie, Nosologische Pyramide
  • Theorie der Übertragung und Gegenübertragung
  • Differenzierung der Übertragungen und Reflexion
  • Übertragungen erkennen und beziehungsfördernd nutzen
  • Praktische Umsetzung zur Übertragung/Gegenübertragung an Fallsequenzen der Teilnehmenden
  • Probleme und „Fallen“ im Beziehungskontext mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen und deren Bezugssystemen
  • Rolle des Pädagogen
  • Bedeutung der eigenen Beziehungsgeschichte
  • Selbstverständnis
  • Reflexionsfähigkeit
  • Gruppendynamik mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen

Modul 4 Entwicklungspsychologie und Trauma, Cybermobbing und Trauma

  • Vertiefung der Theorie zur Entwicklungspsychologie und Trauma
  • Entwicklungspsychologie: Entwicklungsalter-Entwicklungsaufgaben-verzögerte Adoleszenz
  • Auswirkungen von Traumatisierungen auf den Entwicklungsverlauf
  • Entwicklungsverzögerungen
  • „Lernbehinderungen“
  • Somatische Symptome
  • Queerness und Trauma
  • Pädagogische Arbeit im „Hier und Jetzt“ zu bleiben unter Berücksichtigung des Entwicklungsalters
  • Unterstützen der Regulationsfähigkeit
  • Distanzierungshilfen
  • Stabilisierung durch die Beziehung
  • Transfer der Theorie in die Praxis anhand von Fallbeispielen der Teinehmenden, Supervision
  • Traumatisierende Erfahrungen mit Cybermobbing
  • Einführung in Cybermobbing
  • Digitale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen
  • Entwicklungsaufgaben in Bezug zur Nutzung sozialer Netztwerke
  • Definition und Erscheinungsformen und Auswirkungen von Cybermobbing
  • rechtliche Einordnung
  • Prävention
  • Intervention
  • Fallanalysen/Praxis: Erörterung pädagoscher und straf-zivilrechtlicher Interventionsmöglichkeiten anhand von Fällen aus der Praxis/Transfer Trauma
  • Beratungs- und Unterstützungsangebote
  • Reflexion der Erkenntnisse für die Praxis
  • Cybergrooming im Kontext Trauma
  • Digitale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen
  • Entwicklungsaufgaben in Bezug zur Nutzung sozialer Netzwerke (Sexting, präventive Unterstützung in der Entwicklung sexueller Selbstbestimmung von Victim Blaming)
  • Einführung in das Thema Cybergrooming aus der Kind-Perspektive
  • Erscheinungsformen und Auswirkungen von Cybergrooming
  • Rechtliche Einordnung
  • Fallanalysen und Trauma
  • Prävention

Modul 5 Traumasensible Intervention und Methoden in der Pädagogik

  • Das Konzept der „Pädagogik des realen sicheren Ortes“ bezogen auf:
  • Einrichtungen
  • Ersatzfamilien
  • Gesamtes Lebensumfeld
  • Die betreuenden Personen
  • Arbeit mit den Bezugspersonen
  • Psychoedukation
  • Das sinnvolle Ziel des (auffälligen) Verhaltens
  • Methoden und Techniken
  • Bewegung, Kreative Techniken, tiergestützte Arbeit
  • Pädagogische Bezugsarbeit
  • Übertragung in die Praxis anhand eines Fallbeispieles

Modul 6 Psychohygiene für Pädagogen, Pädagogische Diagnostik und Indikation

  • Einführung in die Myoreflextherapie (Körpersynchronisation)
  • Der Körper als Manifestationsort von traumatisierenden Erfahrungen
  • Traumaassoziierte Körperhaltungen erkennen
  • Kennenlernen und Einüben der Grundübungen zur eigenen Psychohygiene
  • Pädagogische Diagnostik
  • Grundlagen der Diagnostik (in Anlehnung an Fischer & Riedesser)
  • Faktenwissen (Anamnesen, Berichte, etc.)
  • Verhaltensbeobachtung
  • Nutzen des Übertragungsgeschehens
  • Formen der Dissoziationen wahrnehmen und verstehen
  • Kulturübergreifendes Verstehen zur diagnostischen Einschätzung
  • Erarbeiten der Basisinterventionslinie für die pädagogische Arbeit
  • Differenzierung Traumaschema – Traumakompensatorisches Schema – Symptom
  • Differenzierung: pädagogische Interventionen – therapeutische Interventionen
  • Altersadäquate Stabilisierung (Individuell, durch das System, Techniken)
  • Transfer der Theorie in die Praxis anhand von Fallbeispielen der TeilnehmerInnen, Supervision

Modul 7 Trauma im Kontext von Migration und Flucht

  • Trauma, Trauer oder massive Erschöpfung?
  • Differenzieren der Begriffe
  • Pädagogisches Handeln bei Trauer, Trauma und Erschöpfung: was ist vorrangig?
  • Was bedeutet Migration?
  • Unterschied Migration – Flucht
  • Kultursensibler Umgang mit traumatisierten Menschen
  • Vertiefung: Weitergabe von traumatisierenden Erfahrungen
  • Praxisteil: Transfer in die Praxis anhand von Fällen der Teilnehmenden

Modul 8 Grundlagen: Spezielle traumatisierende Erfahrungen

  • Vernachlässigung und Misshandlungen
  • Häusliche Gewalt
  • Sexuelle Grenzverletzung
  • Strukturelle Gewalt

Modul 9 Grenzen der „traumapädagogischen Arbeit“; Gruppendynamik; Weitergabe von Traumata; Netzwerke; Abschlussreflexion

  • Grenzen die in der Person der Helfer/Bezugspersonen liegen
  • Kollusion im Team
  • Unbekannte Helfer/Verhinderer der pädagogischen Arbeit („Freunde“, Herkunftsfamilie, Tätersysteme, Institutionen)
  • Strukturelle Probleme
  • Netzwerkarbeit: finden einer gemeinsamen Sprache, Kooperationen
  • Opferschutz, Kinderrechtskonvention
  • Kollegiale Unterstützung, Selbstfürsorge
  • Mitleiden vs Abstumpfen
  • Möglichkeiten des Selbstschutzes
  • „Runder Tisch“
  • Kooperation mit den „MitbehandlerInnen“
  • Gruppendynamik bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen
  • Weitergabe von traumatisierenden Erfahrungen
  • Transgenerationale Traumatisierung
  • Sekundäre Traumatisierung
  • Retraumatisierung
  • Die sog. Traumatherapien

  • Abschlussreflexion: Reflexion der TeilnehmerInnengruppe bzgl. persönlichen Veränderungen und Einsichten, Auswirkungen der Weiterbildung auf die Arbeit im jeweiligen Berufsfeld.

  • (?Die Module 3, 4, 6, 7 und 8 enthalten jeweils eine Supervisionseinheit.

ZUSATZMODULE

Die Module dienen der Erweiterung traumapädagogischer Grundkenntnisse.

Voraussetzung für die Teilnahme sind ein Basiswissen und Interesse an der speziellen Thematik.

Modul: Traumapädagogik: Trauma und Sucht

  • Einführung in Suchtformen und Suchtstörungen
  • Substanzen, Substanzmissbrauch und Abhängigkeiten
  • Verhaltenssüchte
  • Wirkpotentiale und Nebenwirkungen der Suchtformen im Kontext von Selbstregulation
  • Theorien der Suchtentwicklung und deren Aufrechterhaltung (Lerntheorien, Psychodynamisch)
  • Typische Gegenübertragungsgefühle bei Menschen mit Suchtregulationsformen
  • Die Sucht - verstanden als traumabedingte Verhaltensweise
  • Physiologie, Neurobiologie und Psychopharmakologie der Süchte im Kontext des Traumabewältigungsprozess
  • Sucht als Teil des Traumakompensatorisches Schema (TKS)
  • Sucht verstehen als minimal kontrollierbares Ausdrucks- und Handlungsfeld
  • Haltung, Kontakt und Beziehung als integrierende Intervention bei Süchten (TKS)
  • Transformation der Gegenübertragungsgefühle als Sorge und Selbstfürsorge (Berater) im beruflichen Handeln
  • Transfer der Erkenntnisse an Hand von Fallbespielen
  • Reflektion der Erkenntnisse für die Praxis

Dozent: Dipl.- Psych. Wolfgang Sterkenburg - Psychotherapeut (tiefenpsychologisch fundiert) - Sozialtherapeut (VDR) – Schwerpunkt Sucht, im Verfahren Integrative Therapie/Gestalttherapie

Modul: Trauma und Familie Teil

  • Traumatisierungen betreffen oft ganze Familiensysteme. Diese fallen u.a. dadurch auf, dass die Eltern oder ein Elternteil selber als Kind beim Jugendamt bekannt war. Das nicht bewältigte Trauma der Elterngeneration wird an die nächste Generation weitergegeben. Um den Eltern bzw. meist den Müttern die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, reicht die In-Obhutnahme und Fremdunterbringung alleine nicht aus. Für die wirkungsvolle Unterstützung der betroffenen Kinder ist es notwendig, die Traumatisierungen der Eltern/Mutter wahrzunehmen und traumasensibel zu reagieren.

  • Im Modul werden Familiensysteme und deren Psychodynamik vorgestellt. Das Übertragungsgeschehen und mögliche Gegenübertragungsreaktionen werden erarbeitet. Mögliche pädagogische oder ggf. beraterische Interventionen werden erarbeitet. An Fallbeispielen der Teilnehmer*innen wird der Transfer der Theorie in die Praxis vollzogen.

Dozentin: Dipl. Psych. Monika Dreiner

Modul: Trauma und Schulsozialarbeit

  • Das Seminar richtet sich an Schulsozialarbeiter_innen und andere pädagogische Fachkräfte, die im schulischen Kontext arbeiten.

  • Neben der Vermittlung von theoretischen Kenntnissen wird die Umsetzung im praktischen Alltag erarbeitet.

Dozent: NN